Elfride K. ist einige der wenigen Überlebenden des Anschlags auf Ahrensbök. Eine Bombe, und nicht etwa ein "Schwarzes Loch" wie noch vor Kurzem als Gerücht durch die Medien geisterte, ist die Ursache für das Verschwinden der etwa 9000 Einwohner starken Ortschaft in Ostholstein (Schleswig-Holstein). Am Tag vor Silvester wurde hier alles dem Erdboden gleichgemacht. Angreifer und auch die genaue Anzahl aller Toten können noch immer nicht abschließend angegeben werden. Auch Elfride K., die in dem beschaulichen Städtchen einen Friseursalon betrieb, fehlen zuerst die Worte. Nach Luft japsend präsentiert sie uns ihre Verbrennungen. Man kann es leider nicht anders beschreiben: Sie sieht aus wie ein zerfetztes Lebkuchenmännchen. Zum Glück hat sie noch einen Arm und ein Bein. "Ich bin jetzt zwar blind, aber es gibt Schlimmeres!" Die resolute 50-jährige will nun zusammen mit ihrem 46-jährigen Lebensgefährten Karl-Heinz, der leider nicht überlebt hat, ein "Freies Wahlbüro" eröffnen. "Hier soll jeder seine Stimme, egal zu welchem Thema oder ob er Ahnung hat oder nicht, abgeben können. Damit so etwas nie, nie wieder passiert!" skandiert die tapfere Elfriede, der während des Anschlags sogar die eigene Frisur abhanden gekommen ist. Derzeit sucht sie noch Asyl. "Wahrscheinlich in Lübeck." sagt sie. Aber es ist nicht klar, wann und ob sie mit ihrer Gehbehinderung dorf ankommen wird. Der Busverkehr in und nach Ahrensbök wurde jedenfalls eingestellt: Der Busfahrer Carlos T. (64) ist erkältet.